Dunkelheit hing über dem Studentenorchester – dann ging ihm ein Licht auf. Und dann noch eins. Und noch ein weiteres. Drei bis vier Orchestermitglieder erhoben sich jeweils mit heller Lampenkugel auf dem Arm und versinnbildlichten die erhellenden Schlaglichter, die Henrik Leidreiter in seinen Werkeinführungen auf die Musikstücke warf. Ob Mozart, Brahms, Franck oder Gershwin – die Moderationen waren stimmig und sehr gut vorgetragen. Leidreiter, bekannt als Bass der „6-Zylinder“, darf in Zukunft gerne so weitermoderieren.

Hauptwerk des vom Studentenorchester Münster toll musizierten Abends war das erste Klavierkonzert von Johannes Brahms mit Solistin Sina Kloke. Die international gefragte junge Pianistin wurde vom Publikum rauschend gefeiert. Und diesen Brocken zu meistern, ist an sich schon eine reife Leistung. Sina Kloke kann ihn auswendig und rückt dem Konzert mit femininer Feingliedrigkeit zu Leibe. Da wird der massige Klaviersatz verblüffend gelichtet. Mehr tänzelnde Elfen als dräuende Gewitterwolken zaubert die Solistin aus der Partitur. Das ist oft nicht der typische Brahms-Sound, den man gewohnt ist – indes gelingen beim Adagio intime Momente im Zusammenspiel mit den Streichern. Dirigent Cornelius During hat allen Werken das richtige Gefühlsklima verordnet und hält die Zügel schön straff. In der Zugabe mit Enescu zeigt die Pianistin erst recht ihr Gespür für fein ziseliertes Klavierspiel.

Eröffnet hatte man mit Mozarts Ouvertüre zu „Die Entführung aus dem Serail“. Das klang in der vollen Besetzung auch mit passendem „Punch“. Da durften die Janitscharenklänge, mit denen Mozart der damaligen Faszination für den Orient huldigte, ordentlich „militärisch“ krachen. Der Schluss-Satz aus César Francks „Psyché“ zeigte französisch parfümierte Chromatik.

George Gershwins „Porgy and Bess“ ist eine Säule des amerikanischen Musiktheaters, und das „Symphonische Gemälde“ des Arrangeurs Robert Russell Bennett ungemein beliebt. Hier lieferten Dirigent During und sein Orchester die beste Leistung ab. Mit Swing und Drive rauschten Gershwins geniale Melodien vorüber. Allein wie samtweich die Streicher „Summertime“ spielten, verdiente ein dickes Lob.

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Münstersche Zeitung, 02.02.2017, Arndt Zinkant

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