
Drei Top-Orchester, ein Wochenende
Münster – Am Wochenende konkurrierten gleich mehrere Hochschul-Ensembles um die Gunst der Zuschauer. Kaum möglich, alles zu hören. Darum gibt es hier einige der Highlights zum Nachlesen.
Hochschul-Orchester gibt es einige in Münster. Allen gemeinsam ist, dass sie auf einem hohen Niveau musizieren. Aber jedes hat so seine Besonderheiten, die sich zudem laufend verändern. Mal wechselt nach vielen Jahren die musikalische Leitung und drückt dem Ensemble einen neuen Stempel auf. Aber auch die Besetzung ändert sich von Semester zu Semester. Wenn die Abschlusskonzerte näher rücken, bleibt es also stets spannend: Wer macht was besonders gut?
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Studentenorchester: Liebe, die nicht sein darf
Beim Studentenorchester ging es zum Semesterabschluss um ein ganz großes Thema: die Liebe! Oder genauer: um tragische Liebe, die nicht sein darf, weil Toleranz und Menschlichkeit auf der Strecke geblieben sind. Shakespeares „Romeo und Julia“ steht exemplarisch dafür – jene tödlich endende Geschichte, die immer wieder dazu inspiriert hat, sie in Musik zu setzen: Sergei Prokofjew schrieb überaus kraftvolle Ballettmusik; Pjotr Tschaikowski eine Ouvertüre, geprägt von disparat gehaltenen kompositorischen Mitteln, die das Spannungsfeld von Liebe, Gewalt und Tod plastisch ausdrücken. Romantisches Hochgefühl mit schluchzenden Liebesseufzern hier, knallhartes Gegeneinander verfeindeter Familien dort. Daraus hätte eine Oper werden können!
Bei Leonard Bernstein wurde aus „Romeo und Julia“ die „West Side Story“, das Erfolgsmusical, das den Konflikt ins New York der 1950er-Jahre verlegt und den Bernstein noch einmal verdichtet in seinen aus dem Musical extrahierten sinfonischen Tänzen. Was für eine Musik! Unglaublich zärtlich, unglaublich brutal, mitunter sogar freundlich und beschwingt. All das steckt in den 25 Minuten Musik für ein Riesenorchester, dem Bernstein alles an Klangnuancen und mentalen Ressourcen abverlangt. Hut ab vor dem Orchester, vor allem vor dem Dirigenten Witolf Werner. Mit ganz unprätentiösem Schlag, viel Gespür für Klangsinnlichkeit, aber auch mit unabdingbar höchster Präzision lieferten er und sein Orchester ein Meisterstück ab. Gut, dass es zur Entspannung auch noch Mahlers traurig-schönes „Adagietto“ gab. Großer Jubel in der Waldorfschule.
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Robin Gerke, Christoph Schulte im Walde und Brigitte Heeke, Westfälische Nachrichten, Dienstag, 08.07.2025