Münster – Das Semesterabschlusskonzert des Studentenorchesters der Uni Münster hat Tradition. Neu war der Mann am Taktstock: Peter Schedding ist seit Beginn des Wintersemesters künstlerischer Leiter und Dirigent des stattlichen Orchesters. Wie war sein Einstand?

Die Kunst war und ist von je her immer sensibel für gesellschaftliche und politische Umbrüche. Das gilt insbesondere auch für die Musik der letzten zweihundert Jahre. Konzertprogramme unter dem Motto „Zeitenwende – Wendezeit“ könnte man deshalb massenweise zusammenstellen. Für sein Semesterabschlusskonzert hat sich das Studentenorchester Münster drei exemplarische Werke des 19. und 20. Jahrhunderts ausgesucht. Und mit ihnen präsentierte sich am Dienstag in der Mutterhauskirche der Franziskanerinnen der neue Dirigent Peter Schedding, seit Beginn des Wintersemesters künstlerischer Leiter des stattlichen Orchesters. Sein Einstand? Ein großer Erfolg!

Zeitenwenden sind oft mit ganz persönlichen Erfahrungen verbunden. So wie in Gustav Mahlers „Totenfeier“, einer halbstündigen Refexion über Leben und Tod, Leid und Erlösung – eigentlich ein Dauerthema bei Mahler, das ihn umtreibt und zu immer wieder disparaten musikalischen Gedanken inspiriert. Davon lebt diese „Totenfeier“ mit all ihren schillernden Farben, in denen momenthaft Richard Wagner und Anton Bruckner aufeuchten. Imponierend, wie reibungslos Peter Schedding das Ganze organisierte – und nicht minder sicher auch die Fäden zusammenhielt, aus denen Pēteris Vasks seine Musik gewoben hat: „Lauda“. Das versteht sich als Gebet mit einer meditativen Grundhaltung, betont aber auch die heimatlichen Wurzeln des in Lettland geborenen Komponisten, indem er volkstümliche Elemente einfießen lässt und mit Naturlauten arbeitet. Eine rundum spannende Begegnung mit Musik, die dank ihrer dramaturgischen Anlage in jedem Augenblick Aufmerksamkeit auf sich zieht, hier in der Mutterhauskirche noch bereichert um farblich wechselnde Beleuchtung bis hin zum Regenbogen ganz am Ende. Ein Vorschein von Erlösung, um die es ja schon in Mahlers „Totenfeier“ gegangen war?

Ein Komponist hat Liebeskummer 

Als gewichtiger Brocken nach der Pause dann César Francks d-Moll-Sinfonie, seine einzige. Wer das Leben des Organisten von Sainte Clotilde in Paris ein wenig kennt, hört in dieser Sinfonie viel Liebeskummer. Den nämlich hatte der Maître jahrelang! Wenn die Streicher schluchzen oder das Englischhorn klagt, bleibt daran kein Zweifel. Aber auch hier ganz am Schluss: strahlendes Orchester-Tutti, gleißendes Sonnenlicht.

Das Konzert zugunsten des Johannes-Hospiz wird am Samstag, dem 27. Januar um 19.30 Uhr noch einmal in der Mutterhauskirche wiederholt. Der Eintritt ist frei.

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Christoph Schulte im Walde, Westfälische Nachrichten, Freitag, 26.01.2024