Münster – Bruckner und Beethoven standen im Zentrum des Semesterabschlusskonzertes des Studentenorchesters. Ein spannender Konzertabend.

Als am Freitagabend im zweiten Semesterabschlusskonzert des Studentenorchesters die ersten Töne von Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 5, Es-Dur, op. 75, erklangen, war die große Mutterhauskirche der Franziskanerinnen in St. Mauritz restlos besetzt. Pianist Felix Wahl formte energische Töne auf dem Flügel.

Das anfängliche Marschthema, mit allem Donner eines großen Orchesters, hat wohl einen weltlichen Bezug. Zur Zeit, als Beethoven diese Konzertsinfonie komponierte, tobten Napoleons Truppen in Eroberungskriegen überall in Europa. Absolute Musikalität hingegen in den enthaltenen klassischen Kadenzen, zutiefst kontem­plativen, kammermusikalischen Momenten und unzähligen feinen Seitenthemen voller Spiritualität. Die großangelegten Dialoge zwischen Solist Felix Wahl und dem fantastisch aufspielenden Studentenorchester unter der Leitung von Cornelius During bildeten einen Hochgenuss. Wahl spendierte dem Publikum nach stehenden Ovationen vor der Pause noch eine Zugabe.

Anton Bruckner war als großer Verehrer der Musik Beethovens und Wagners bekannt. Im Leben war Bruckner, anders als der völkisch-nationale Antisemit Wagner, ein tiefgläubiger Katholik. Alle diese Bezüge findet man in Bruckners romantischer 6. Sinfonie, A-Dur, WAB 106. Einmal abgesehen von kleinen Schwächen der Streicher im ersten Satz, bot das Studentenorchester auch im zweiten großen Werk des Abends eine großartige Leistung. Makellos meisterten die Musiker die zahlreichen Solostellen, formten mit großer Inspiration bebende Tutti-Kolosse und andächtige Innigkeit. Der hohe Wert des Werkes Anton Bruckners war zu seinen Lebzeiten noch nicht so recht erkannt. Bruckner war ein hochintellektueller Romantiker. Ganz danach klang an diesem Abend auch das Studentenorchester.

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Ulrich Coppel, Westfälische Nachrichten, Sonntag, 09.02.2020