Münster – Klasse-Pianist Alexey Sychev hatte sich das triumphale fünfte Klavierkonzert („Emperor Concerto“) für sein Konzertexamen ausgesucht. Während sich die Sturmböen vor der Aasee-Aula zusammenbrauten, setzte sich der junge, bereits vielfach preisgekrönte Absolvent der Klasse von Prof. Arnulf von Arnim an den Flügel und musizierte mit dem Studentenorchester Münster unter Leitung von Marion Wood. Ein in jeder Hinsicht freudiger Abend.

Adel verpflichtet – ein Jubilar namens Beethoven nicht minder. Dessen 250. Geburtstag ist es sicher zu verdanken, dass Klasse-Pianist Alexey Sychev sich das triumphale fünfte Klavierkonzert („Emperor Concerto“) für sein Konzertexamen ausgesucht hatte. Während sich die Sturmböen vor der Aasee-Aula zusammenbrauten, setzte sich der junge, bereits vielfach preisgekrönte Absolvent der Klasse von Prof. Arnulf von Arnim an den Flügel und musizierte mit dem Studentenorchester Münster unter Leitung von Marion Wood. Und wie ein Konzertexamen klang das nicht – es war ein Konzert der Freude.

Alexey Sychev musizierte emotional und beseelt, wunderbar im Einklang mit Dirigentin und Orchester. Beispielhaft dafür sei das gemeinsame Atmen von Streichern und Klavier im Adagio genannt. Dabei begriff der junge Meister das „Kaiser-Konzert“ nicht als royales Triumphstück für Virtuosen (was absolut legitim wäre). Sychev zeigte sich vielmehr zu sensibel und differenziert für die „Titanenpranke“. Mit Feinsinn und Anschlagskultur ließ er den majestätischen Kopfsatz dahinperlen und zeigte mit verblüffender Klarheit selten gehörte Feinheiten des Klavierparts auf.

Das Studentenorchester erwies sich als Klangkörper, der solch einem Solisten das gebührende Passepartout zu liefern imstande ist. Nicht zuletzt die Blechbläser klangen hier so, wie es Beethoven gebührt – und Sychev, der sich auf das zupackende Final-Rondo warf, dass es eine Freude war. Auch hier bewährte sich seine brillante Technik ebenso wie seine klare Klanggebung. Klarheit scheint bei diesem jungen Virtuosen eine „Conditio sine qua non“ zu sein. Chapeau.

Klavierpreise verpflichten – ein Tastengott wie Franz Liszt nicht minder. Immerhin ist Sychev der bislang einzige Pianist, der bei drei internationalen Franz-Liszt-Wettbewerben den ersten Preis geholt hat. Da war eine Liszt-Zugabe Pflicht. Und wie! Sychev ist nicht nur ein grandioser Interpret des dämonischen „Rockstars“ der Klavierromantik, er spielt ihn auch auf seine ganz eigene Weise. „La Campanella“, Paganini-Hommage und Etüden-Inferno – Funkenflug auf dem Elfenbein, mit Händen, die wie wildgewordene Eichhörnchen über die Tasten fegen und ein entfesseltes Feuerwerk aus Diskant-Trillern abschießen. Atemberaubend.

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Arndt Zinkant, Westfälische Nachrichten, Dienstag, 11.02.2020